Seeschwämme
sind überaus einfache Organismen, die sich von Plankton
ernähren. Ein 20cm großer Schwamm kann dazu täglich
etwa 2.000 Liter Wasser filtern. Im sauberen und warmen Wasser
der Adria leben unzählige verschiedene Arten,
von denen aber nur drei kommerzielle Verwendung finden. Der
Beste und Feinste ist der Dalmatinische Bade- und
Toiletteschwamm [Euspongia Officinalis Adriatica].
Er gedeiht zwar auch an anderen Stellen im Mittelmeer, aber
nur im Wasser an der kroatischen Küste bildet er sich
am Allerfeinsten aus.
Daneben werden Euspongia officinalis Lamelle - Elefantenohr
- mit über ein Meter Durchmesser oder Euspongia zimoccae
- Zimoccaschwamm - geerntet.

Die
Wunderwelt der östlichen Adria.
Feine Dalmatiner wachsen überaus langsam
und brauchen etwa 3 bis 4 Jahre, um eine Größe
von 15cm zu erreichen. Bei 40cm wäre Schluß. Die
meisten Schwämme werden mit einer Größe von
15 bis 21cm geerntet. Dann haben sie das dritte Lebensjahr
überschritten und konnten sich als hermaphrodotische
Zwitterwesen bereits mittels Eiproduktion vermehren. Eine
andere Möglichkeit der Fortpflanzung wäre, aus der
alten, abgeschnittenen Wurzel wieder neu heraus zu wachsen.
Generell sind Schwämme überaus empfindlich, was
ihre Lebensumgebung betrifft. Sie bevorzugen warme, salzige,
ruhig gelegene und saubere Stellen an felsigem Meeresgrund.
Die manuelle Ernte ist nach wie vor anstrengend und nicht
immer ungefährlich, weil dazu bis 50 Meter tief getaucht
werden muß.
Obwohl synthetische Imitate die echten Seeschwäm-me allzu
gerne ersetzen möchten, gilt der Gebrauch eines echten
Seeschwamms als unerreicht hygienisch, denn Seeschwämme
filtern als Schutz vor Bakterien natürliches Jod aus
Meerwasser und lagern bis zu 14% davon zeitlebens in ihr Zellgewebe
ein. Überdies bleiben sie ausdauernd elastisch und angenehm
weich.
Nach Gebrauch genügt es, sie in sauberem Wasser auszudrücken
und trocknen zu lassen.

Erfolgreiche
Ernte.
Foto: ZITAK
DIE
SCHWAMMTAUCHER VON KRAPANJ.
An der kroatischen Küste vor Sibenik tummeln
sich tausend Inseln. Sagt man. Der Archipel bildet einen verträumten
Mikrokosmos zwischen kornblumenblauem Himmel und blaugrüner
Adriadünung. Dort finden sich noch die berühmten
roten Korallen und unzählige Schwämme, von denen
der Dalmatinische Badeschwamm zu den weltweit
Feinsten und Besten zählt.
Krapanj ist der Name einer kleinen Insel. Sauberes
Wasser und sehr streng überwachte Meeresschutzgebiete
sichern die Lebensgrundlagen für Insulaner und Meeresbewohner.
Von den Anfängen der örtlichen Schwammfischerei
ist wenig bekannt. Ein Priester aus Kreta soll einst
alte Kenntnisse hierher getragen haben. Bis zur Mitte des
19. Jhdts. wurden auf den europäischen Märkten ausschließlich
Schwämme aus dem Mittelmeer angeboten. Dieses Monopol
kippte allerdings 1840, als die Bahamas als großangelegtes
Schwammparadies entdeckt wurden.

Die
Schwammtaucher von Krapanj. Foto: ZITAK
Zu jener Zeit lagen auf Krapanj etwa 40 Schwammfischerboote.
Damit wurden die Küsten abgefahren und Schwämme
an langen Stangen aus Tiefen bis 16 Meter geholt. 1893 gelang
die Anschaffung eines neuartigen Tauchapparats. Das Ungetüm
bestand aus einem Anzug mit kugelförmigem Metallhelm,
der an Signalleinen dem Boot verbunden war und mit Druckluft
versorgt wurde. Ein Taucher konnte sich damit für längere
Zeit und tief wie niemals zuvor unter Wasser bewegen.

Einst
ein moderner Tauchapparat. Foto: ZITAK
Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie stagnierte
die Nachfrage nach Adriaschwämmen und Massenarbeitslosigkeit
machte sich breit. Auf der Suche nach neuen Einkünften
fuhren die Schwammtaucher schließlich bis in die späten
50-er Jahre zur Arbeit an die gefährlichen Küsten
von Ägypten und Libyen.
Politische Umbrüche und der ausdrückliche Schutz
von Meer und Natur haben die Kinder jener alten Schwammtaucherfamilien
bewogen, wieder in die heimischen Gewässern vor der Haustüre
zurückzukehren. Schließlich wachsen und gedeihen
im kristallklaren Wasser rund um Krapanj die besten
Badeschwämme der Welt.

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