Es gab
mal eine Zeit, da argwöhnte man gar Böses und lies
deshalb die Körperreinigung ganz einfach sein. Als bevorzugter
Ersatz hatten Puder, wohlriechende Fette und duftende Wässerchen
die Aufgabe, möglichst aufdringlich zu überdecken,
was bereits meilenweit stank. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts
wurden dann in die Häuser der gehobenen Gesellschaft
erste Badezimmer eingebaut. Die eher spartanische Einrichtung
blieb aber meist auf eine freistehende Badewanne und den mit
Holz- oder Kohle beheizten Badeofen beschränkt. Im Winter
wurde wenig geplanscht - womöglich weil man sich im Waschzimmer
wie in einer trostlosen Kühlkammer wähnte.
Vorbei sind solche Zeiten, seit der Dermatologe Oskar
Lassar 1874 mit dem Berliner Verein für Volksbäder
sein Motto „Jedem Deutschen wöchentlich
ein Bad!” verordnete. Im Verlauf von
nur 11 Wochen besuchten daraufhin 7300 Gäste die Vorführduschzellen
der Berliner Hygieneausstellung zum vorzüglichen Eintrittspreis
von 10 Pfennig - inklusive Seife und Handtuch. In Wien erhielt
die öffentliche Hygienebewegung 1887 ihr erstes Vorzeige-projekt,
ein Tröpferlbad in der Mondscheingasse.
Der feuchte Traum des modernen Wasserfetischisten scheint
mittlerweile unendlich ästhetisch und dennoch plagt ihn
täglich eine quälende Frage:

Immerhin flimmert mit Hollywood seit Jahrzehnten
ein profunder Ratgeber durch heimische Wohnzimmer. Dort duscht
ein echter Kerl natürlich. Und noch echtere tun nicht
einmals das, sondern baden im Wildbach oder tauchen in eiskalten
Seen ab. Ein Mann in der Wanne gilt schließlich als
Weichling. Zwei Männer in einer Wanne, das geht gar nicht.
Allerdings, wenn ein Mann mit seinem kleinen Sohn badet, gilt
er als fürsorglicher Vater. Baden mit der Tochter ist
heikel. Sie wissen schon, sowas macht nur verdächtig.
Wenn aber der Held der Geschichte mit einer schönen Frau
die Wanne teilt, sind die beiden sicher nicht verheiratet.
Nur die intrigante Zicke bewaffnet sich mit mobilem Telefon
oder einem Glas Champagner zum Solobad. Ziert dazu ein schaumiges
Übermaß den Badezuber, räkelt sich das zerbrechliche
Mädchen garantiert verführerisch und tabulos darunter.
Viel Schaum vermittelt womöglich Sicherheit. Oder haben
Sie schon mal einen Tatort gesehen, in dem
das Opfer unter einer Schaumkrone ausharrt? Nein. Diese Wannen
sind immer mit voyeuristisch glasklarem Wasser gefüllt.
Apropos. Steht Frau unter der Dusche, sollte sie unbeding
beachten, das Wasser mäßig warm zu halten, damit
keine Dampfschwaden das Zimmer vernebeln. Seit Psycho
ist schließlich allgemein bekannt, dass im Dunst gern
gemeuchelt wird.
Völlig sorgenfrei ist auch eine Kombination von Badewanne
mit integrierter Brause nicht. Sonst hätte Conrad
Hilton, Gründer einer bekannten Hotelkette, nicht
noch am Sterbebett 1979 eine wichtige Anweisung an seine Angestellten
formuliert: "Der Duschvorhang gehört
nach innen in die Wanne! “
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