Das Feuerfass
zu finden, ist weniger schwierig als möglicherweise gedacht.
Denn dazu ist El Botafumeiro einfach zu groß
und einzigartig.
Wer genügend Zeit und persönliche Muskelkraft mitbringt,
um das nordspanische Galicien zu erwandern oder Ultreia*
rufend im Zeichen der Jakobsmuschel, eine Wallfahrt entlang
des Camino de Santiago begeht, wird ihn möglicherweise
am Ende der Wegstrecke zu Gesicht bekommen.
Um rechtzeitig zum Hochamt in der Basilika Fernando Casas
y Novoa Santiago de Compostela am Campus Stellae,
dem Sternenfeld, unter viel zu vielen Schaulustigen einen
bevorzugten Platz in vorderster Reihe zu erreichen, könnte
eine Spende an die örtliche Priesterschaft die Aussicht
auf Erfolg wohlwollend beeinflussen. Geht die Messe schließlich
ihrem Ende entgegen, werden sechs kräftige Männer
gebraucht, um das weihrauchende Feuerfass - El Botafumeiro
- an einem 66 Meter messenden Seil fliegen zu lassen.
Erst einmal angehoben, wird es in Pendelbewegung versetzt,
bis es in die höchsten Gewölbe des Gotteshauses
schwingt. Das gewaltige 54kg-Fass fegt dabei rauchend und
fauchend mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von 65km/h
durch das Kirchenschiff. Einst diente diese Dufträucherung
nicht nur der höheren Verehrung Gottes, sondern auch
zur irdischen Überdeckung unbeschreiblicher Körperausdünstungen.
Die angekommene Pilgerschar war schließlich alles andere
als frisch gewaschen und gesellschaftstauglich herausgeputzt.
Bis 1786 war es darüberhinaus schließlich üblich
gewesen, in der Kirche zu dinieren und die Nacht zu verbringen.
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Ultreia, Ultreia, E sus eia, Deus, adjuva nos!
ist ein alter Pilgergruß, der für Weiter,
weiter, auf geht´s, Gott helfe uns! steht.
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