HOCH OBEN.
In ungezählten Schleifen quält sich ein enger Fahrweg
den steilen Hang hinauf. Fragile Kiefern säumen den Weg,
dazwischen fällt der Blick peu à peu auf abschüssige
Lavendelfelder mit Bienenstöcken auf Steinmäuerchen,
umsäumt von großblättrigen Feigenbäumen
mit dunkelsüßen Früchten.

Von ganz unten, vom Ufer des beschaulichen Durance-Flusses
sind auf kurzer Distanz ganze 350 Höhenmeter zu überwinden,
bis die Pforte des Benektiktinerpriorats Notre-Dame
du Puy de Ganagobie erreicht ist. Am höchsten
Punkt des Hügelplateaus, scharf an der Abbruchkante gelegen,
wurde die Abtei irgendwann während der Jahre 950 bis
965 gegründet. Die schlichten Gebäude fielen zwar
mit der Säkularisung 1788 Plünderungen zum Opfer
und wurden zwangsweise aufgegeben, aber 1897 wieder in Stand
gesetzt und seither von Benediktinermönchen dauerhaft
bewohnt. Hier oben, im freien Gefühlsrausch zwischen
Himmel und Erde, zeigt sich Ganagobie gleichzeitig von seiner
mittelalterlich mysthischen und idyllisch verträumten
Seite. Nur für eine kurze Zeitspanne des Tages, noch
während die gregorianischen Chorgesänge der Mönche
charismatisch in stillen Winkeln der Klosteranlage verklingen,
steht das romanische Kirchen-portal heilsuchenden Pilgern
und kunsthistorisch interessierten Menschen offen. Der Rest
der Abtei ist ausschließlich den Mönchen und wenigen
persönlichen Gästen vorbehalten.

In
dieser Art gleichen sich viele Klöster Frankreichs. Dennoch
gibt es hier Außergewöhnliches: Die kleine, einschiffige
Klosterkirche überrascht den Besucher mit den möglicherweise
bedeutendsten Bodenmosaiken des gesamten mittelalterlichen
Frankreich. Unter Tonnen von Schutt verborgen, konnten Kleinodien
aus dem 12. Jahrhundert die Zeit überdauern. Wie ein
Riesenpuzzle aus rotem Sandstein, weißen Marmorstückchen
und schwarzgrau kontrastierenden Kieseln überrascht der
Bodenbelag mit einer fabelgleichen Ikonografie. Mutige Ritter
kämpfen im Ranken-werk geheimnisvoller Zauberzeichen
gegen mythische Fabelwesen, legen sich an mit ungelenken Drachen
- und einem Elefant, der eigent-lich mehr einer Kuh mit Rüssel
gleicht.
Einige dieser Darstellungen finden sich auf klostereigenen
Produkten wieder, deren berühmtestes und nachhaltig wirksamstes
der Baume du Pelerin - der Balsam des
Pilgers - ist. Gott sei Dank lindert diese Fussmassiercreme
allerlei Leiden geschundener Füsse, ob sie nun in Büßerschlapfen
wandeln oder in High Heels.
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