Zu Beginn des Mittelalters verstand man unter einem Burggarten
eine kleine idyllische Blumenwiese mit einem oder mehreren
Obstbäumen. Zum Schutz war das Areal mit einer Mauer
eingefasst, an deren warmer Sonnenseite einfache Rankblumen,
in späterer Zeit orientalische Rosen neben duftenden
Gewürz- und Heilkräutern gezogen wurden.
So eine gepflegte Oase wurde rasch zum Lieblingsort edler
Frauen, wo es sich trefflich auf Bänken ruhen lies oder
vergnügte Liebschaften den neugierigen Blicken der Nachbarschaft
verborgen blieben.
Wohl auch deshalb wurde der herrschaftliche Garten in Romanen
und Gedichten beschrieben, avancierte nach und nach sogar
zum imaginären Podest lyrischer Schwärmerei, deren
Vortrag von den ritterlichen Minnesängern des Mittelalters
als vornehmste Aufgabe gesehen wurde. Dass diese fahrenden
Troubadure scharfzüngige Meister ihres Faches waren,
beweist allein die Tatsache, dass uns Namen wie Walther
von der Vogelweide, Heinrich von Morungen, Wolfram
von Eschenbach oder Hartmann von Aue bis heute
ein Begriff sind.

"Du
wunderschöne Frau, tu es dir selbst zum Preis, laß
mich nicht länger schmachten ..."
[ Wilhelm von Heinzenburg | erste Hälfte
13. Jhdt.]
Solche Wortspiele sind u.a. durch die Manessische Handschrift,
die als umfassendste und prächtigste aller deutschsprachigen
Lyriksammlungen vom letzten Viertel des 12. bis zum ersten
Viertel des 14. Jahrhunderts gilt, erhalten geblieben. Über
manche dieser Hadernseiten sprengen bunt gemalte Ritter im
strengen Harnisch oder himmeln verliebte Helden die Herzensdame
an. Nicht selten wird das Szenario von zarten Ranken mit roten
Rosenblüten umsäumt und vermittelt auf diese Weise,
dass der kühne Recke auch als Sänger, Dichter -
vielleicht auch als überwältigender Liebhaber -
zu Lob und Ruhm kam.

Das
berühmteste Rosengärtlein der Wachau ...
...
schwebt
hoch über der Donau auf einer schroffen Felsnase, die
nur über ein schmales Türchen in der Trutzmauer
der mittlerweile öden Burg Aggstein
zugänglich ist. Einzigartig ist aber nicht nur die Lage.
Als im Jahr 1429 Jörg Scheck von Wald - später
einfach nur Schreckenwald genannt - das Lehen übernahm,
durften sich nicht nur die edlen Damen an den Rosen und der
grandiosen Aussicht erfreuen, sondern auch alle, die kein
Mautgeld entrichteten oder als lukrative Geißel galten
- allerdings verpflegungslos. Wurde nicht rasch gezahlt, blieb
nur die Wahl zwischen verhungern oder springen.
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