DAS
ERBE DER ORIENTALISCHEN SEIFENSIEDER. Händler unter der
Fahne des Dogen waren wenig zimperlich für Erfolg, Ruhm
und Reichtum. Geschicktes Taktieren am Verhandlungstisch oder
Bestechung waren die Sonnenseite der noblen Herren. Und so
wurde auch das altmesopotamische Verfahren zur Herstellung
feinster Olivenölseifen verraten, verkauft und nach Oberitalien
verschifft. Uralte Rezepturen und angeworbene Seifensieder
aus Aleppo fielen in Genua auf fruchtbaren
Boden.
Weil
beim Seifensieden übelste Gerüche entstanden, wurden
die Betriebe vor die Stadtmauern verbannt und das widerum
hat im 14. Jahrhundert zur Bildung eigener Seifensiederzünfte
geführt. Neben Genua entwickelte sich Marseille
rasch zur Hochburg für Seifen aus Pflanzenöl. Von
dort aus wurden bereits im Mittelalter die beliebten Badhäuser
von Wien, Prag oder Köln beliefert.
Dann kam die Pest und reduzierte das Engagement zur Körperpflege
rapide. Niemand erkannte die Erreger und Wasser schien verdächtig,
woraufhin man sich immer weniger wusch. Allen voran setzte
der feudale Adel auf Trockenreinigung mit Kratzeisen, Puder
und Parfum. Die grauslichen Folgen sind bekannt.
Im Lauf der Zeit wurde diese irrige Meinung endlich wieder
aufgegeben und im Frankreich des Jahres 1688 gegen
betrügerische Panscherei das Edikt von Colbert
erlassen, welches als erstes und noch immer gültiges
Qualitätssiegel das Herstellungsverfahren und die Reinheit
der gesiedeten Marseiller Seife ohne tierische Fette regelt.
Nicht ohne Grund zählt deshalb die Savon de Marseille
zusammen mit anderen althergebrachten Olivenölseifen
des Nahen Ostens zu den reinsten und nachhaltigsten Waschprodukten
der Welt.
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